MADE BY MISTAKE
»One could say my life itself has been one long soundtrack. Music was my life, music brought me to life, and music is how I will be remembered long after I leave this life. When I die there will be a final waltz playing in my head and that only I can hear.«

Diese Sätze soll einst der Komponist Maurice Jarre gesagt haben und mit diesen Zeilen wurde seiner in den Nachrufen vieler internationaler Tageszeitungen erinnert. Dumm nur, dass Jarre diese durchaus poetischen Zeilen nie von sich gegeben hat. Ein irischer Soziologie-Student hatte die Zitate erfunden und sie am Todestag Jarres auf dessen Wikipedia-Seite eingespeist. Einen Tag später konnte man sie in zahlreichen Nachrufen internationaler Tageszeitungen lesen. Shane Fitzgerald, so der Name des Studenten, wollte lediglich untersuchen wie Recherchearbeit in den Printmedien funktioniert. Schlecht, wie sich herausstellte. Die Richtigstellungen der betroffenen Zeitungen ließen nicht lange auf sich warten. Richtigstellungen und Fehlerkorrekturen fristen in deutschen Tageszeitungen, im Gegensatz zu britischen, nur ein Schattendasein. In Großbritannien hat das Korrigieren eine lang gehegte Tradition. Besonders hervor sticht in diesem Zusammenhang die Tageszeitung »the guardian«.

Hier wird jeden Tag in der Rubrik: »corrections & clarifications« korrigiert und richtiggestellt was das Zeug hält. Ein befreundeter Journalist hat mir einmal erzählt, dass der ›guardian‹ in Journalisten-Kreisen auch den Beinamen ›the gruandian‹ trägt. In Anspielung darauf, dass man den Kollegen kaum noch zutraut den eigenen Namen richtig schreiben zu können. Schon komisch die Geschichte; oder hat er sich die am Ende auch nur ausgedacht?

Richtig oder falsch; wahr oder unwahr sind Kategorien, die sich nicht in allen Fällen auf den ersten Blick entziffern lassen. Und ihre Bedeutung spielt in der Tagespresse sicher eine andere Rolle, als in der Kunst. Unwahres muss nicht immer falsch sein und Falsches nicht immer schlecht. So kann das Unwahre auch immer eine Form von Wahrheit beinhalten, die sich erst in einer Richtigstellung manifestiert. Und so kann der ›Fehler‹ Bilder produzieren, auf die man bei zu genauem Hinsehen hätten verzichten müssen.