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halt mich warm

limited edition

I'm not here to make friends

Ion Dam

no matter what your current state is - deal with it

no matter what your current state is - it could be better

it's all about entertainment

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HALT MICH WARM - ES GEHT GLEICH WEITER

Mit Klassismus wird gemeinhin ein Unterdrückungsverhältnis beschrieben, das auf einer Abwertung, Ausgrenzung und Marginalisierung entlang von Klasse beruht. Klassismus richtet sich dementsprechend gegen einkommensarme, erwerbslose oder wohnungslose Menschen oder gegen Arbeiter*innenkinder und hat Auswirkungen auf die Lebenserwartung, begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung, Macht, Teilhabe, Anerkennung und Geld. Soziale Teilhabe beruht auf verschiedenen Faktoren - Mode, bzw. der Zugriff auf diese stellt ein wesentliches Merkmal sozialer Teilhabe dar und kann sich ebenso gut ins Gegenteil verkehren, bzw. exkludierend wirken. Das liegt dann nicht unbedingt daran, dass man modische Codes nicht lesen, sondern sich vielmehr nicht leisten kann. Während in den 1980er und 1990er Jahren Kleidung, bzw. Mode vom / aus dem Discounter (ein stigmatisierendes Momentum hatte) den Beigeschmack des Explodierenden / Stigmatisierenden hatte und von Menschen gekauft wurde, die Wert darauf legen mussten möglichst wenig Geld in Kleidung zu investieren - machen sich die Discounter ihr ehemaliges „poor“ Image (welches sie mit großen Werbekampagnen über viele Jahre versucht haben abzulegen) nun wieder zu eigen. Der vormals stigmatisierende Discounter-Style wird nun für eine zu meist jugendliche und kaufkräftige Zielgruppe wiederbelebt, die das „down-dressing“ gerne annimmt und sich das Lidl-Shirt klaglos überstreift. Wo sonst übergroße Designer Label prangen, leuchtet nun das Lidl oder Aldi Logo auf der Brust und versprüht den Charme des Proletariats. Befördert und befeuert durch die Marketingstrategien von Brands wie Vetements und Balenciaga, die durch Kooperationen wie z.B.mit dem Logistikunternehmen DHL „workwear“ als „streetwear“ appropriieren ist die „Anti-Mode“ zum Style geworden. Sie erlaubt seinen Träger*innen einen kurzen Flirt mit der Welt des „Proletariats“, ein koketieren mit der „working class“, das man sich erlaubt, wenn man diese entweder hinter sich gelassen oder selbst nie Teil dieser gewesen ist.



Video-Still: halt mich warm - es geht gleich weiter

 

 

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limited edition (mit Jenny Schäfer)

Der wohl größte Unterschied zwischen einer guten und der vermeintlich besten Wahl liegt wahrscheinlich im Versprechen der Unfehlbarkeit, das der besten Wahl immanent zu sein scheint. Doppelhaushälfte mit Balkon und Gartennutzung in Hamburg-Bahrenfeld – sicherlich eine gute Wahl. Herrschaftliche Kaufmannsvilla im Hamburger-Stil, „die ihren Bewohnern (sic) jeden Luxus und innovative Ausstattung bietet“ – beste Wahl! Anderes Preissegment, ähnliche Dynamik: eine klassische Jogginghose von Fruit of the Loom für 20€ – sicher eine gute Wahl, aber eine Tapered-Hose mit Stretchbund aus Baumwolle von Comme Des Garçons oder Off-White – besser gehts nicht. Obwohl, besser geht ja bekanntlich immer, insbesondere wenn es um die Auswahl der Jogginghose geht. Ganz klassisch hatte die Jogginghose einst den Zweck Topathlet*innen zwischen zwei Höchstleistungen warmzuhalten. Harun Farocki formulierte das einst folgendermaßen: „Das Kleidungsstück signalisiert: Halt mich warm, denn gleich gehts weiter!“ Die warme und zugleich weiche Umarmung soll zu Bestleistungen anspornen, birgt aber die Versuchung nichts weitergehen zu lassen außer vielleicht sich selbst und lässt das olympische Motto vom „dabei sein ist alles“ golden glänzen. Das dabei sein aber nicht alles ist, zeigt der Blick in die Supermarktregale von Aldi, Lidl oder Rewe, wo neben den gewöhnlichen Marken die vermeintlich handverlesenen Edelhausmarken in goldglänzender Verpackung strahlen und den Geschmack der weiten Welt versprechen. Hier wird nichts anderes als die Illusion verkauft „es einmal besser haben zu können“, einmal den Duft der Besserverdienenden zu schnuppern. Der Blogger Venkatesh Rao hat dieses Phänomen (mittelmäßige Produkte, die in nicht minder mittelmäßiger Verpackung angeboten werden) bereits vor einigen Jahren mit dem Label „premium mediocre“ versehen. Hierzu zählt auch der „Luxus“ des Priority-Boardings, das den Genuss bereithält die Schlange zum Billigflieger links oder wahlweise rechts zu überholen. Ähnliche Sehnsüchte bedienen unzählige Kollaborationen zwischen klassischen Marken und angesagten Labels.

So launchten das schwedische Möbelhaus Ikea und der Designer Virgil Abloh (Off-White) 2019 eine gemeinsame Linie, in der die klassische Frakta-Tüte vom Designer neu interpretiert und kurzerhand zur Skulptur erklärt wurde – „Instagram-tauglich“ und in der kleinsten Version für 9,99€ durchaus erschwinglich. So wird aus normal plötzlich „supernormal“. Dem Mittelmaß mit Überhöhung zu begegnen und ihm den roten Teppich auszurollen, ist ein gewiefter Schachzug, um Unscheinbares sichtbar werden zu lassen. So erfährt eine durchschnittliche Sache eine Aufladung, die sich alsbald in einem Gewitter an Bedeutung entlädt. Wer würde sich sonst eine Einkaufstasche für knapp 10€ gönnen, die ansonsten ein zutiefst trauriges und unbeachtetes Dasein in den Untiefen gut sortierter Küchenzeilen fristen würde? Es bleibt ein Rätsel. Ähnlich rätselhaft wie die Mauerreste im Gemälde „Das Gewitter“ von Giorgione (1508), die der Schriftsteller László Földény, in seinem Buch „Lob der Melancholie“, zu einem Polyeder in Dürers „Melencolia I“ (1514) in Beziehung setzt. Selbst für die Protagonistinnen in Giorgiones Bild bleiben die Mauerreste ein Rätsel, dem sie keine Beachtung schenken, ganz zu schweigen von uns Betrachterinnen. Földény schreibt: „Für sie alle ist die Welt derart in Stücke zerfallen, dass sie kaum in der Lage wären, zwischen den wichtigen und weniger wichtigen Dingen zu unterscheiden. Es gibt keine Rangordnung, denn es gibt auch keine Ordnung. Aber auch als das Fehlen von Ordnung ließe sich das, was sie sehen, nicht bezeichnen. Jenseits von Ordnung und Unordnung: Das ist die Melancholie.“

 

limited edition I, 2021

 

Ausstellungsansicht, 2021

 

 

 

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I'M NOT HERE TO MAKE FRIENDS (GALERIE BRD)

Eine Ausstellung der Galerie BRD mit Beiträgen von KATJA AUFLEGER, JOHANNES BENDZULLA, CARSTEN BENGER, FORT, PHILIP GAISSER & NIKLAS HAUSSER, THORBEN MÄMECKE, DORIT MARGREITER, STEFAN PANHANS, MORITZ SÄNGER, NICOLAAS SCHMIDT, PILVI TAKALA. Die in Hamburg gegründete „Galerie BRD“ ist ein Zusammenschluss von Künstler_innen, die seit 2013 regelmäßig mit thematischen Ausstellungsprojekten in Erscheinung treten. Wiederkehrende Themen sind das Verhältnis von Subjekt, Gesellschaft und Technologie, neokapitalistische Kreativitätsparadigmen und das Dogma permanenter Selbstoptimierung.

Ausstellungsansicht KVHBF 2018 / Foto: Michael Pfisterer

 

 

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ION DAM (mit Philip Gaißer)

Obwohl die Uhr erst 6:31h zeigt und ich mich eigentlich im Urlaub befinde, sitze ich bereits im Frühstücksraum meines Hotels und gieße mir im Dämmerlicht der aufgehenden Sonne zum zweiten Mal Kaffee nach. Während meine Tischnachbarn, zwei Hobbyangler aus Frankreich, bereits die erste Mahlzeit des Tages beendet haben und sich professionell in ihre GoreTex-Uniformen zwängen, warte ich geduldig auf mein vorbestelltes Lunch-Paket, das ich am Abend zuvor an der Rezeption des Jura-Hotels vorbestellt habe. Im Vergleich zur Ausrüstung der Franzosen, wirkt das Outdooroutfit, das ich für meinen Ausflug am Körper trage doch eher stümperhaft: Sneaker, Jeanshose, Pullover und darüber einen Windbreaker von Northface, den ich wenige Tage vor meinen Abflug nach Schottland für unglaubliche 15 Euro bei Karstadt-Sports in der Mönkebergstraße erworben habe. Leider nicht wasserdicht, wie sich im Laufe des Tages noch herausstellen wird. So stümperhaft sich mein Outfit auch präsentiert, lässt mein vorbestelltes Lunchpaket keine Zweifel an der Ernsthaftigkeit meines Projektes zu. Zwei Müsliriegel, ein Apfel, zwei faustdick mit geriebenen Cheddarkäse belegte Brötchen und eine Flasche Fiji-Water werden meine heutigen Begleiter auf dem Weg nach Barnhill, ein einsam gelegenes Landhaus am nördlichen Zipfel der Isle of Jura, in dem George Orwell seinen Romam „1984“ vollendete, sein. Etwas erstaunt bin ich schon über die Zusammenstellung meines Fresspaketes, Apfel, Brötchen und Müsliriegel für den drohenden Hungerast hatte ich erwartet, aber über das Lifestyle-Wasser, das ich sonst nur als Productplacement aus diversen Hollywood-Produktionen kenne, wundere ich mich schon sehr. Schließlich muss das Wunderwasser, „created by nature - untouched by men“, erst um den halben Erdball geschifft werden, bevor es formvollendet und überteuert in den Supermarktregalen landet. (Auszug)

Ausstellungsansicht "ION DAM" Galerie im Marstall, Ahrensburg 2016

 

 

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No matter what your current state is - deal with it

Noch etwas schlaftrunken taumele ich nach gefühlten 100 Stunden Geplucker durch das Foyer der Berliner Volksbühne und mache mich auf die Suche nach David Shrigley. Eigentlich sollte der ja beim Konzert der „Books“ seinen Kurzfilm „Who I Am And What I Want“ vorstellen und etwas lesen. Hat er dann aber doch nicht getan. Wäre bei einem Konzert von The Books aber auch zu naheliegend gewesen. Vielleicht hatte er auch einfach keine Lust und ist stattdessen mit seinem schwarzen Pudel um die Häuser gezogen. Anstatt David Shrigley zu lauschen, stehe ich nun also vor seinem auf weißen Sockeln präsentierten Konzept-Album mit dem Titel „Worried Noodles“. Laut Saaltext hat das „Album“ zwar die Gestalt eines gewöhnlichen Vinyl-Doppelalbums, im Inneren befindet sich aber gar keine Schallplatte, sondern ein 48-seitiges Buch mit Zeichnungen und Texten zu Songs, für die es keine Musik gibt. Die soll erst in den Köpfen der Zuhörer (sic!) entstehen. Während ich noch über die 48 Seiten nachdenke und mich frage, ob ich einen Basketballspieler mit der Rückennummer 48 kenne, entsteht in meinem Kopf eine Vorstellung von einer Pasta Milanese. Heute würde ich an Chia-Samen und Goji-Beeren denken oder was weiß ich nicht, aber meine Lieblingsfarbe ist immer noch Adidas-Blau. David Shrigley ist mittlerweile auf Gelb umgestiegen. Ob er wohl immer noch seinen schwarzen Pudel hat? Zumindest hat er die fotografischen Skills, um den Kläffer ordentlich abzulichten. Aber zurück zum Gelb. David Shrigley ist 2013 nicht nur für den Turner Prize nominiert worden (gewonnen hat den aber Laura Prouvost und nicht, wie bei Sport1 zu lesen, David Shrigley), sondern hat zwei Jahre später auch das Maskottchen für den Partick Thistle Football Club aus Glasgow entworfen. Eine zombiehafte, einbrauige, gelbe Sonne auf zwei Beinen, die von manchem Fußballfan auch schon als Lisa Simpson auf Chrystal Meth verunglimpft wurde. Nicht dass es Shrigley, übrigens der ehemalige Mitbewohner von Jonathan Monk, mit dem abgrundtief häßlichen „Kingsley“ (so heißt die Sonnenfratze) nicht gelungen wäre, die Popularität des eher unterdurchschnittlich veranlagten schottischen Erstligisten zu steigern - ganz im Gegenteil. Zumindest die gegnerischen Fans ließen es sich nicht nehmen, unzählige Abwandlungen der gelben Fratze im Internet zu verbreiten. Über solch eine Meme hätte sich jeder Werber sicherlich gefreut. Hässlich kann so schön sein. Ich bestelle schnell noch einen Softdrink und nehme zwei Hände voll Erdnüsse, dann geht es ab nach Hause. No time for mon(k)ey buisness today.

Ausstellungsansicht "No matter what your current state is - deal with it" KVHB, Hamburg 2016

 

 

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No matter what your current state is - it could be better (mit Philip Gaißer)

Es ist der 14. Juni 1998, ein Sonntag, während ich virtuell gerade ein Gehege für meinen neu erworbenen Serengeti-Löwen baue und schnell noch zwei Tierpfleger meines Zoos entlasse, laufen auf dem Bildschirm neben meinem Computer die letzten Sekunden des NBA-Finales zwischen den Utah Jazz und den Chicago Bulls. Nach den bisherigen fünf ausgetragenen Partien liegen die Bulls in der „Best of six“-Wertung mit 3:2 in Führung und haben es in der Hand, sich mit dem vierten Sieg den Titel zu sichern – ein Sieg der Jazz's würde ein Entscheidungsspiel bedeuten. Zu spielen sind noch 18 Sekunden und es steht 86:85 für den Gastgeber aus Utah, da luchst Michael Jordan Carl Malone den Ball unter dem eigenen Korb ab. Leichtfüßig tänzelt er in seinen Air Jordan 14, bei dessen Design sich die Nike Tüftler Mark Smith und Tinker Hatfield vom Ferrari 550M des Bulls-Spielers inspirieren ließen, mit dem Ball an der Hand in die gegnerische Hälfte – nur noch 15 Sekunden zu spielen. Jordan hat die Freiwurflinie erreicht und wird von Russell gestellt – noch 13 Sekunden. Seelenruhig lässt der Shooting Guard der Bulls den Ball vor Russell aufprallen, der mit Adleraugen jede Bewegung Jordans zu erahnen versucht. Nichts passiert, keine Regung von Jordan. Nur noch 11, 10, 9, 8 – plötzlich macht Jordan einen Schritt zur Seite und zieht dicht an Russell vorbei, der ihm zu folgen versucht. Noch 7 Sekunden. Abrupt stoppt Jordan seinen Laufweg und bringt damit seinen Kontrahenten aus dem Gleichgewicht. Ein Schritt zurück und „His Airness“ steht wie ein Kolibri in der Luft – die Anzeigetafel zeigt noch 6 Sekunden. Sprung und Wurf verschmelzen zu einer einzigen Bewegung und als der Ball Jordans Hand verlässt, scheint für Sekundenbruchteile die Zeit still zu stehen – noch 5. Vor lauter Schreck habe ich vergessen das letzte Gitterteil für mein Löwengehege zu kaufen – der Zoo ist leer, aber der Ball drin! 87:86 für die Bulls, die sich damit die Meisterschaft sichern. Und das durch den letzten Korb des Michael „Air“ Jordan für die Chicago Bulls, der nach diesem Spiel seine Karriere als Basketballprofi vorerst beenden wird.

Ausstellungsansicht "everyone is unique - you most of all" Galerie BRD im KV Leipzig 2015

 

 

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IT'S ALL ABOUT ENTERTAINMENT

Interviews aus alten Ausgaben des SZ-Magazins, die der Journalist Tom Kummer Mitte der 1990er Jahre mit verschiedensten Celebreties geführt hat. Erst nach 19 Ausgaben kam ans Licht, dass viele der Interviews gefaked, erfunden oder aus bereits vorhandenem Material gesampelt waren. Nichts desto trotz bleiben es „erfolgreiche“ Geschichten, die den Nerv ihrer Zeit trafen und vielleicht auch aus diesem Grund nicht entlarvt wurden. In Reminiszenz an diese Posse des popkulturellen Journalismus wird der Fall neu aufgegriffen. In einem mit Tom Kummer geführten Interview wird wiederum die Frage nach Authentizität, Wahrheit und Fiktion thematisiert.

Ausstellungsansicht "All tomorrows past" Kunsthaus Hamburg, Foto Hayo Heye

 

 

 

 

 

 

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YESTERDAY PARADISE (Benger, Herda, Osterried und Zillig)

Hunter S. Thompson war schon aus der Zeit gefallen als er 1971 versorgt mit der wahnwitzigen Mischung sämtlicher gängigen Amphetamine, Narkotika und Psychedelika noch mal nach Vegas fuhr, um den Resten eines kalifornischen Traums nachzuspüren. Diesem juvenilen Gefühl, „der Sieg über die Kräfte des Alten und Bösen sei unausweichlich“, weil eine ganze Generation gerade „auf dem Kamm einer hohen und wunderschönen Welle“ ritt. „Und jetzt, weniger als fünf Jahre später, kannst du auf einen steilen Hügel in Las Vegas klettern und nach Westen blicken, und wenn du die richtigen Augen hast, dann kannst du die Hochwassermarkierung fast sehen – die Stelle, wo sich die Welle schließlich brach und zurückrollte.“ Lange war uns nicht klar, mit welcher Welle wir schwammen als Jahrzehnte später, in den beginnenden Neunzigern, berauschte Pioniere an neuen Formaten schrieben. Wir haben auch den Moment des Wellenbruchs verpasst, aber im Nachhinein wird man ihn wohl auf das Jahr 2004 datieren müssen (vielleicht auch früher, John Perry Barlow spricht von 1996, was einleuchtet). In kurzer Zeit waren die vielen utopischen Programmzeilen mit neuen Bedingungen überschrieben. Stärkere Kräfte hatten investiert. Die Welle schepperte zurück. Anders als die von Thompson, anders als die der sechziger und siebziger Jahre, gründete die Wucht dieser Welle nicht in der Hoffnung auf die bewusstseinsverändernde Kraft von Musik, Marxismus, Sex und Drogen (das auch) – das zentrale Versprechen lieferten Nullen und Einsen. Die strukturaufweichende Energie des Digitalen war der Sturm hinter dem Wachsen einer Welle, die immer mehr Köpfe ergriff. Wie gesagt, wir nahmen sie damals weniger als solche wahr. Wir waren kleine pickelige Mitläufer, die gar nicht wussten, wie ihnen geschah, als ihr 386er sich erstmals ins Telefonnetz klinkte. Den höchsten Wasserstand erkennt man immer erst im Nachhinein. Wahrscheinlich findet sich auch die Marke dieser Welle irgendwo im Kalifornischen, wo nun abermals ein paar Aus-der-Zeit-Gefallene mit zugekniffenen Augen durchs Silicon Valley kurven. Hier und heute hat sich die See beruhigt und es ist schwer zu sagen, ob das gut oder schlecht ist. Uns bleibt nur mehr die Wahl zwischen Verklärung und Realpolitik.

Carsten Benger, Moritz Herda, Dominic Osterried und Steffen Zillig

Ausstellungsansicht Kunstverein Düsseldorf

 

 

 

 

 

 

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restored MEMORY (HD-Video)

Digitale Geisterfotografie. Von Speicherkarten, die in diversen Internetauktionshäusern als ›leer‹ angeboten wurden, wiederhergestellte Fotos. Die mittels einer Software rekonstruierten Bilder werden in verkleinerter Form parallel abgespielt. Das dabei entstehende, wabernde Bild lässt keinen Rückschluss mehr auf das Einzelbild zu. Es erzeugt ein neues, eigenständiges Bild.

Ausstellungsansicht 2014

 

 

 

 

 

 

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DONAUTURM

Wikipedia ist nicht nur ein Ort an dem Wissen gesammelt, sondern auch verhandelt und produziert wird. Auf der Grundlage eines Diskussionsprotokolls, in dem über hunderte von Seiten darüber ›gerungen‹ wurde, ob der Donauturm ein Aussichts- oder ein Fernsehturm ist, werden die manchmal aberwitzigen Züge dieser vermeintlich demokratischen Produktionsprozesse aufgezeigt. Der groteske ›Wahrheitskampf‹ um den Donauturm in Wien verhandelt exemplarisch Fragen um Macht/Wissen und »Wissensproduktionsprozesse« im Web 2.0.

Detailansicht

 

 

 

 

 

 

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SOUND OF DISAPPOINTMENT

Hardcover mit Leineneinband - 120 Seiten, Fadenheftung - Auflage: 150 Exemplare.

Eine Million Pfund haben Bill Drummond und Jimmy Cauty in der Nacht des 24. August 1994 auf der Isle of Jura verbrannt und dann einen Ziegelstein aus der Asche des Geldes pressen lassen.

Zumindest behaupten sie das.

Buchcover - Sound of Disappointment

Während meines Aufenthaltes auf der »Isle of Jura« (der Ort an dem Bill Drummond und Jimmy Cauty die Million verbrannt haben), habe ich sowohl Beweise dafür, als auch dagegen gefunden. Alles in allem ist es aber auch eine enttäuschende Geschichte. Falls sie wirklich vorhatten, eine Million Pfund zu verbrennen, dann ist dieses Vorhaben kläglich gescheitert. Achttausend Pfund in halb verbrannten Scheinen wurden am Morgen des 25. Augustes im Kamin des Bootshauses gefunden. Drummond und Cauty, die als Besitzer ermittelt wurden, wollten das Geld nicht zurück haben. Die verbliebenen 8000 Pfund wurden an die Isle of Jura gespendet.

watch the whole book here

 

 

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MADE BY MISTAKE

»One could say my life itself has been one long soundtrack. Music was my life, music brought me to life, and music is how I will be remembered long after I leave this life. When I die there will be a final waltz playing in my head and that only I can hear.« Diese Sätze soll einst der Komponist Maurice Jarre gesagt haben und mit diesen Zeilen wurde seiner in den Nachrufen vieler internationaler Tageszeitungen erinnert. Ärgerlich nur, dass Maurice Jarre diese durchaus poetischen Zeilen nie von sich gegeben hat. Ein irischer Soziologie-Student hatte die Zitate erfunden und sie am Todestag Jarres auf dessen Wikipedia-Seite platziert. Einen Tag später konnte man sie in zahlreichen Nachrufen internationaler Tageszeitungen lesen. Shane Fitzgerald, so der Name des Studenten, wollte lediglich untersuchen wie Recherchearbeit in den Printmedien funktioniert. Teilweise wenig gründlich, wie sich herausstellte. Die Richtigstellungen der betroffenen Zeitungen ließen nicht lange auf sich warten. Richtigstellungen und Fehlerkorrekturen fristen in deutschen Tageszeitungen, im Gegensatz zu britischen, nur ein Schattendasein. In Großbritannien hat das Korrigieren eine lang gehegte Tradition. Besonders hervor sticht in diesem Zusammenhang die Tageszeitung The Guardian. Hier wird jeden Tag in der Rubrik: corrections & clarifications korrigiert und richtiggestellt, was das Zeug hält. Ein befreundeter Journalist hat mir einmal erzählt, dass der Guardian in journalistischen Kreisen auch den Beinamen ›The Gruandian‹ trägt. In Anspielung darauf, dass man den Kolleg*innen kaum noch zutraut, den eigenen Namen richtig schreiben zu können. Richtig oder falsch; wahr oder unwahr sind Kategorien, die sich nicht in allen Fällen auf den ersten Blick entschlüsseln lassen und ihre Bedeutung spielt in der Tagespresse sicher eine andere Rolle, als in der Kunst. Unwahres muss nicht immer ›falsch‹ sein und ›Falsches‹ nicht immer ›schlecht‹. So kann das Unwahre auch immer eine Form von Wahrheit beinhalten, die sich erst in einer Richtigstellung manifestiert. Und so kann der ›Fehler‹ Bilder produzieren, auf die man bei zu genauem Hinsehen hätten verzichten müssen.

Posteredition bestehend aus 80 Plakatmotiven (Maße variabel)

Buch 84 Seiten (Fadenheftung)

 

 

 

 

 

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DAS VERSPRECHEN

Fünf Spammails im Hochdruckverfahren auf Büttenpapier gedruckt.

›7.003.518,36€‹ habe ich in den Monaten Juli - Oktober 2010 in diversen Internetlotterien gewonnen. Ungefragt und ungewollt versteht sich. Die Benachrichtigung über die Gewinne habe ich per mail bekommen, das versprochene Geld natürlich nie.

 

 

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UNDERGROUND (Dezember 2012 - März 2013)

Auf sechs weiße Plakatwände wird mit einem durchsichtigem Kleber das jeweilige Wiedereröffnungsdatum der sechs ehemaligen Geisterbahnhöfe der Linie U8 aufgebracht. Der transparente Kleber nimmt im Laufe der Zeit den Umgebungsschmutz auf und lässt so die Aufschrift sichtbar werden.

 

 

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GLASHAUS mit Dagmar Weiß (2009/2010)

Video- Rauminstallation mit neun parallellaufenden Video-Loops

 

 

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24 letzte Bilder (2010)

In der Arbeit »24 letzte Bilder« habe ich 24 Freunde und Bekannte gebeten mir das jeweils letzte Negativ eines belichteten Analog- Filmes zu überlassen. Die so zusammengekommenen Bilder sind also demnach nicht aus einer künstlerisch motivierten Position entstanden, sondern beinhalten in ihrer Auswahl den Moment des Zufalls.

 

 

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