HALT MICH WARM - ES GEHT GLEICH WEITER
Mit Klassismus wird gemeinhin ein Unterdrückungsverhältnis beschrieben, das auf einer Abwertung, Ausgrenzung und Marginalisierung entlang von Klasse beruht. Klassismus richtet sich dementsprechend gegen einkommensarme, erwerbslose oder wohnungslose Menschen oder gegen Arbeiter*innenkinder und hat Auswirkungen auf die Lebenserwartung, begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung, Macht, Teilhabe, Anerkennung und Geld.
Soziale Teilhabe beruht auf verschiedenen Faktoren - Mode, bzw. der Zugriff auf diese stellt ein wesentliches Merkmal sozialer Teilhabe dar und kann sich ebenso gut ins Gegenteil verkehren, bzw. exkludierend wirken. Das liegt dann nicht unbedingt daran, dass man modische Codes nicht lesen, sondern sich vielmehr nicht leisten kann.
Während in den 1980er und 1990er Jahren Kleidung, bzw. Mode vom / aus dem Discounter (ein stigmatisierendes Momentum hatte) den Beigeschmack des Explodierenden / Stigmatisierenden hatte und von Menschen gekauft wurde, die Wert darauf legen mussten möglichst wenig Geld in Kleidung zu investieren - machen sich die Discounter ihr ehemaliges „poor“ Image (welches sie mit großen Werbekampagnen über viele Jahre versucht haben abzulegen) nun wieder zu eigen. Der vormals stigmatisierende Discounter-Style wird nun für eine zu meist jugendliche und kaufkräftige Zielgruppe wiederbelebt, die das „down-dressing“ gerne annimmt und sich das Lidl-Shirt klaglos überstreift.
Wo sonst übergroße Designer Label prangen, leuchtet nun das Lidl oder Aldi Logo auf der Brust und versprüht den Charme des Proletariats. Befördert und befeuert durch die Marketingstrategien von Brands wie Vetements und Balenciaga, die durch Kooperationen wie z.B.mit dem Logistikunternehmen DHL „workwear“ als „streetwear“ appropriieren ist die „Anti-Mode“ zum Style geworden. Sie erlaubt seinen Träger*innen einen kurzen Flirt mit der Welt des „Proletariats“, ein koketieren mit der „working class“, das man sich erlaubt, wenn man diese entweder hinter sich gelassen oder selbst nie Teil dieser gewesen ist.
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